Neben Hecken und Feldgehölzen, ohne die das (Nieder)wild, viele Insekten, Singvögel oder auch Kleinsäuger nicht über die deckungsarme Zeit Herbst und Winter kommen können, brauchen wir im intensiv genutzten Ackerbaugebiet dringender denn je Wiesen. Die hunderten Insektenarten, die in der Wiese leben werden wiederum von höheren Arten als Nahrung benötigt.
Das Verschwinden vor allem der Nass- oder auch der Magerwiesen ist ein weiterer Grund für den Rückgang und bevorstehende Aussterben hunderter Arten.
Zudem brauchen so gut wie alle Vogelküken in den ersten Lebenswochen tierisches Eiweiß,
das sie nur in Wiesen finden können.
Man unterscheidet prinzipiell zwischen
mit allen Abstufungsmöglichkeiten dazwischen.
sind Wiesen, die in Folge von Düngung ( durch uns Menschen ) sehr nährstoffreich sind. Ohne menschliches Zutun würden diese Wiesen im Laufe der Zeit komplett verschwinden.
Gut gedüngt klingt nur auf den ersten Blick gut, aber sehr viele gerade hochwertige Kräuter und Blumen vertragen keine Düngung und verschwinden dadurch komplett! Deshalb sind fette Wiesen wesentlich artenärmer als magere.
Wandelt man einen Acker in eine Wiese um, ist in den ersten Jahren ( durch die erfolgte Düngung) nur eine Fettwiese möglich.
Fette Wiesen sind gut gedüngt und ironischerweise genau deshalb wesentlich artenärmer als magere.
Gräser und einige stickstoffliebende Blumen wie der Hahnenfuß geben hier den Ton an.
Klassisches Erscheinungsbild einer gut gedüngten Intensivwiese.
Die Blütenpracht täuscht.
Hier dominiert der stickstoffliebende Löwenzahn. Diese Wiese ist artenarm und damit ökologisch nur bedingt wertvoll ( aber trotz allem noch um ein Vielfaches wertvoller als zum Beispiel ein Maisacker).
führen heute leider nur mehr ein bescheidenes Randdasein.
Sie sind meist extensiv geführte und NICHT oder nur minimal GEDÜNGTE Wiesen.
Magerwiesen findet man vor allem auf nährstoffarmen oder trockenen Böden. Die Lebensbedingungen für Tiere und Pflanzen sind auf Magerwiesen nicht einfach, daher haben es einzelne Arten schwerer, sich massenhaft zu vermehren und andere zu verdrängen. Die Artenvielfalt, die Biodiversität, der Magerwiesen ist daher um ein Vielfaches höher als jene der Fettwiesen, auf denen nur sehr wenige Arten vorkommen. Auf Magerwiesen kommen vergleichsweise viele Spezialisten vor, also solche Tiere und Pflanzen, die sich besonders gut an bestimmte Umweltfaktoren angepasst haben. z. B. an Trockenheit oder einen hohen Kalkgehalt des Bodens.
Maximale Artenvielfalt und damit höchste biologische Tragfähigkeit sind nur in mageren Wesen garantiert.
Prinzipiell: JA!
Aber:
Eine kurzfristige Umwandlung einer Fett- in eine Magerwiese oder eines Ackers in eine Magerwiese ist leider nicht möglich. Dieser Vorgang dauert viele Jahre. In dieser Zeit darf auf keinen Fall weitergedüngt werden und es muss möglichst viel Biomasse ( Heu,... ) abgeführt werden, damit die Nährstoffkonzentration im Boden sinkt.
Deshalb ist es auch unglaublich wichtig, noch bestehende Magerwiesen auf keinen Fall zu düngen!!
Soll ein bislang intensiv bewirtschafteter Acker in eine wertvolle Wiese umgewandelt werden, dauert dieser Vorgang viele Jahre und einiges an Durchhaltevermögen.
"Säht man auf einem Acker eine noch so teure Blumenwiesenmischung an, ist das Scheitern leider vorprogrammiert".
Durch die zu hohe Nährstoffkonzentration werden diese Pflanzen schlichtweg nicht wachsen. Zudem wird keimendes und robustes Ackerbeikraut ( früher "Unkraut" ) wie Amarant, Wildhirsen oder die gemeinde Melde unserer Blumenwiese keine Chance lassen.
Daher bietet sich an, in den ersten Jahren der Umwandlung einen Wildacker anzulegen. Auf ihm werde Früchte angebaut, die hohe Nährstoffkonzentrationen vertragen. Wenn dann nie gedüngt wird, sinkt diese im Boden langsam von selbst. Ideal wäre es, die Biomasse auch regelmäßig abzuführen ( Biogasanlage, Kompostierbetriebe,....).
Nach einigen Jahren kann man dann langsam versuchen, die Fläche in eine (zuerst noch Fett-) Wiese umzuwandeln. Und aus dieser kann dann langsam eine wertvolle Magerwiese entstehen.
Wildacker als "Zwischenstufe" im langwierigen Umwandlungsprozess vom gedüngten Acker in eine Magerwiese.
Wichtig ist es, möglichst heimisches Saatgut mit möglichst vielen verschiedenen Komponenten auszubringen! Mischungen aus den Gartenbaucenter beinhalten oft Zierblumen, die zwar schön bunt blühen, auf einer Wildwiese aber eigentlich nichts verloren haben.
Das Sähen einer Wiese erfolgt bei kleinen Flächen händisch ( es muss nicht alles perfekt gleichmäßig verteilt sein!) oder mit Sähgeräten.
Die meist sehr kleinen Samen werden nur oberflächlich eingebracht, deshalb keimen sie wesentlich leichter, wenn sie nach der Saat angewalzt werden.
Das Anwalzen des Saatgutes erleichtert es den feinen Samen zu keimen und anzuwachsen.
Zudem wird die feine Erde in Hanglagen bis zum Anwachsen nicht so leicht abgeschwemmt.
In den letzten hundert Jahren hat sich die von uns Menschen ausgebrachte
Düngemenge ver-180-facht. In dieser für die Natur kurzen Zeitspanne hatten die Pflanzen noch nicht die Zeit, sich daran anzupassen!
Vor allem Stickstoffgaben führen dazu, dass sich einige wenige Pflanzen durchsetzen und alle anderen ( vor allem wertvolle Kräuter und Wildblumen ) verdrängen und verschwinden lassen. Die Wiese wird extrem artenarm.
Eine einzige gut gemeinte Düngergabe ist da schon zu viel!
Unter einer Mulchdecke sticken bis auf einige wenige resistente Gräser alle Kräuter und Blumen ab. Zudem wird durch die sich zersetzende Biomasse wieder gedüngt.
Alle Klein- und Kleinstlebewesen ( aber auch größere (!) werden zudem beim Vorgang selbst faschiert.
Damit eine Wiese ihr gewaltiges Potential auch wirklich entfalten darf sie
und
Das erste Mähen und Entfernen des Mähgutes sollte erst nach dem Absamen erfolgen ( frühestens Anfang August). Das Mähgut darf nicht auf der Fläche verbleiben.
Tipp:
Die Grasschwaden an den angrenzenden Heckenrand gerecht, erspart die Abfuhr und düngt die Hecke. Wenn da vorher Mais oder Getreide aufgestreut wurde, entsteht eine herrliche große Mäuseburg für die Raubwildbejagung.
Für den
gilt ebenso, dass er umso wertvoller ist, je mehr verschiedene Pflanzenarten in ihm vorkommen.
Auf dem Wildacker wachsen Feldfrüchte, die dem Wild als Einstand und Deckung dienen.
Auch Wildschäden können durch solche Äcker wirksam verhindert werden.
Einjährige Wildäcker frosten über den Winter ab und müssen jährlich neu angelegt werden.
Typische Pflanzen dafür sind:
Bokharaklee, Buchweizen, Gelbsenf Inkarnatklee, Perserklee Phacelia oder Sonnenblumen.
Mehrjährige Wildäcker beinhalten frostresistente Pflanzen, die auch zwei oder mehr Jahre am Standort wachsen. Auch hier kann man sowohl Wildkräuter ( Koriander, wilde Möhre, Feldthymian, Klatschmohn, Hopfklee,...), aber auch Kulturpflanzen wie Waldstaudenroggen, diverse Kleearten, Phacelia, diverse Gräser,....) mischen.
"Klassiker" sind:
Ackerbohne, Alexandrinerklee, Badischer Landmais, Besenginster, Bockshornklee, Bokharaklee,
Buchweizen, Futtererbsen, Futtergrünkohl, Futterkohl, Futterraps, Gelbklee, Gelbsenf, Gemeiner Fenchel, Herbstrüben, Hornschottenklee, Knaulgras, Körnerhirse, Kulturmalve, Leinsaat, Inkarnatklee, Luzerne, Ölrettich, Perserklee, Pferdebohne, Phacelia, Rohrglanzgras, Rotklee, Runkelrüben, Schwarzhafer, Schwedenklee, Seradella, Sojabohnen, Sommerraps, Sommerwicken, Sonnenblumen, Staudenlupinen, Sudangras, Süßlupinen, Topinambur, Waldstaudenroggen, Weißklee, Welsches Weidelgras, Wiesenrispe, Winterrübsen, Winterwicken,...
Mehrjährige Wildäcker müssen nicht jährlich neu angelegt werden.
Vielerorts werden - je nach Zweck und Wildart - fertige Wildäsungsmischungen ( mit Beratung ) angeboten.
Tipp: Nicht immer die empfohlenen Saatgutmenge einhalten ( die sind natürlich immer das Maximum - die Firma will möglichst viel Saatgut verkaufen), sondern WENIGER einsähen.
So können sich nicht nur einige wenige starke Arten durchsetzen, sondern alle Sämereien können optimal anwachsen. Zudem findet auch das eine oder andere Wildkraut Platz.
In den letzten Jahren hat sich hierzulande eine unglaubliche
Ordnungswut
breit gemacht.
Der Inbegriff des schönen Gartens ist neuerdings der möglichst kurz gehaltene perfekte englische Rasen - möglichst konstant mit dem Rasenroboter gehobelt.
Rasen schaut in der Tat optisch schön aus, ist aber
ökologisch gesehen eine Katastrophe.
Rasen ist de facto
ökologisches Ödland.
Hier wachsen nur 5 verschiedene Gräser.
Kein Insekte und damit auch kein höheres Lebewesen findet hier einen Lebensraum.
Ganze Armeen an Rasenrobotern lassen Grünflächen zu wertlosen Steppen verkümmern.
Den Garten ganz "verWILDern" und zuwachsen zu lassen, geht natürlich auch nicht.
Aber in jedem Garten finden sich Eckchen und Nischen, in denen ein kleiner Blühwiesenfleck Platz findet. Und mit ihm Leben im Überfluss!
Gerade viele kleine und verteilte Flächen in möglichst vielen Gärten wären optimal!
Und jeder Quadratmeter zählt.
Blumenwiese statt Rasen.
Der Rand ist gemäht und dazwischen explodiert das Leben.
Hier leben 585 ( statt 5 !) verschiedene Arten!
Man erspart sich auch Zeit, Energie und Kosten. Diese Flächen müssen nicht wöchentlich, sondern nur einmal spät im Jahr gemäht werden, wenn alle Pflanzen ihre Samen für die nächste Generation im Folgejahr der Erde übergeben haben ( so ab Mitte August).
Das Mähgut soll entfernt werden, um Düngung und das Absticken der auswachsenden Pflanzen unter dem welkenden Gras zu verhindern. Durch das Entfernen des Grases wird auch verhindert, dass sich Nacktschnecken wohl fühlen - die meiden offene Flächen.
Optimal wäre es noch, Grundstücke nicht mit monotonen Hecken aus einem Strauch einzufrieden, sondern Wildhecken zu pflanzen.
Hecken wie diese aus Thujen sind eine in jeder Hinsicht eine artenarme Monokultur.
In einer bunten Vogelschutzhecke blüht es in der ersten Sommerhälfte und sie liefert viele nutzbare Früchte.
Zudem ist sie ein unglaublicher Lebensraum für Insekten und Vögel.
Diese Hecken müssen nicht jährlich mehrfach gestutzt werden. Man setzt sie nur alle 10 Jahre auf den Stock.
Siehe: Hecken als Lebensadern
Ein Garten mit Wildhecke, Blühwiese und vielleicht noch einer kleinen Wasserfläche ist ein Paradies und der ideale Rückzugsort für Pflanze, Tier und Mensch - und für jeden Gartenbesitzer umsetzbar!
Der Mensch vergisst, dass er ein Teil der Natur ist und mit jedem auch noch so kleinen Individuum innig vernetzt ist. Stirbt eine Art aus, hat das auch für ihn noch ungeahnte und sicher katastrophale Folgen.
Naturschutz ist demnach auch Menschenschutz!
"...denn nichts kommt dem Menschen langfristig teurer, als die Zerstörung der Natur!"
Josef Riegler
"Jeder Mensch hat täglich die Möglichkeit etwas zur Veränderung beizutragen. Bei jedem einzelnen Griff ins Kaufregal bestimmt jeder Einzelne WAS, WO und WIE etwas erzeugt wird - eine unglaublich mächtige Karte, die aber auch ausgespielt werden muss! "
"Jeder Mensch hat täglich die Möglichkeit etwas zur Veränderung beizutragen. Bei jedem einzelnen Griff ins Kaufregal bestimmt jeder Einzelne WAS, WO und WIE etwas erzeugt wird - eine unglaublich mächtige Karte, die aber auch ausgespielt werden muss! "
"Nicht nachhaltig zu leben, ist ein Kapitalverbrechen an allen nachfolgenden Generationen!"
Franz Schantl
Also: Steh auf und tu! Jetzt!
Klicken Sie zu diesem Thema auch auf den Link für eine tolle Aktion von Global 2000:
Für den Inhalt verantwortlich: VDir. Ing. Franz Schantl, BEd