Wir Menschen haben die Kulturlandschaft massiv verändert. Der Gewinn wird optimiert und Vieles wird perfektioniert, alles muss schnell und ökonomisch gehen.
Wir beuten dabei die Natur brutal aus -mit gravierenden und zum Teil noch unvorhersehbaren Folgen, die nachfolgende Generationen aber auch uns selbst noch schwer treffen werden.
Auf diesen Seiten möchten wir zeigen, wie man auch in intensiv genutzer Landschaft Hecken, Wildäcker und Wildwiesen richtig anlegt und pflegt, was der Kleingartenbesitzer zum Artenschutz beitragen kann und warum das so wichtig ist!
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H E C K E.
Im Sommer geht es allen Tieren relativ gut. Es gibt Nahrung und Deckung. Das große Problem beginnt nach der Ernte. Alles wir blitzschnell mit hoher Schlagkraft geerntet und danach gepflügt.
Was bleibt ist umgeackerte Erde ohne Äsung und Deckung.
Klassisches Bild im Herbst und Winter.
Deckungs- und Äsungsarmut beherrschen hier das Landschaftsbild.
Wo soll hier noch etwas leben?
Es entsteht eine klassische Flaschenhalssituation. Im Sommer gibt es z.B. viele Hasen und kurz nach der Ernte sind sie verschwunden. Wie sollen sie in solch einer deckungsarmen Landschaft auch über den Winter kommen? Noch schlimmer erwischt es für Fasan und Rebhuhn und hunderte Insekten- und Singvogelarten.
Das Auswildern von Tieren bringt hier absolut nichts.
"Ohne den passenden Lebensraum kann nichts überleben!
Anders herum ist ein intakter Lebensraum der Garant dafür, dass gar nicht ausgewildert werden muss.
Wir müssen also dringend in den Lebensraum investieren!"
Und genau deshalb braucht es ( neben Winterbegrünungsmaßnahmen,.... ) dringend Hecken und Feldgehölze. In ihnen können unzählige Tiere überwintern und finden dort Schutz und Nahrung.
Der Rückgang dieser Landschaftselemente ist einer der Hauptgründe für den massiven Rückgang vieler Arten.
Oben: Nicht auf den Stock gesetzt Hecke:
Hoch und löchrig und damit wenig produktiv.
Auf den Stock gesetzte Hecke:
Niedrig, dicht und damit
hochwertigster Lebensraum!
Zuerst gilt es, noch bestehende Landschaftselemente zu erhalten und zu optimieren.
Jede Hecke muss regelmäßig "auf den Stock gesetzt werden".
Dabei wird die Hecke in Etappen umgeschnitten. Das Schnittgut verbleibt vor Ort. Sie sind Deckung und die neuen Triebe wachsen da ohne Probleme durch.
Dies ist wichtig, da sie sonst zu hoch und vor allem im unteren Bereich durchlässig wird.
Wertvoll sind aber niedrige, dichte Hecken ( blickdicht auch im Winter).
Niedrige, dichte Hecken sind dann auch dem angrenzenden Grundbesitzer nicht im Weg!
UNTEN:
Hecke im 1. Winter nach dem Schnitt:
OBEN: Hecke im 2. Winter nach dem Schnitt:
Damit beim "Auf-den Stock-Setzen" nicht die gesamte Deckung mit einem Schlag verschwindet, macht man das stufenweise - am besten mit einem 10 -Jahres-Plan.
Je ein Fünftel der Heckenlänge wird jährlich geschnitten ( Also auf 5 Jahre). Dann darf die Hecke weitere fünf Jahre perfekter Lebensraum sein. Nach 10 Jahren beginnen wir wieder von vorne:
Auf fünf Jahre hin wird jährlich ein Fünftel der Hecke auf den Stock gesetzt, danach macht man 5 Jahre Pause.
Nach 10 Jahren beginnt der Zyklus von vorne.
2.1 Öffentliche Fließgewässer
Sie bieten die Möglichkeit, quer durch die Landschaft im oberen Uferbereich eines Flusses, Baches oder Vorfluters kilometerlange Hecken anzulegen.
Wichtig: Darf nur in Absprache mit Gemeinde und/oder dem Wasserwirtschaftsverband erfolgen!
So sehen Vorfluter u. Bachläufe oft aus! Und so SOLLTEN sie aber aussehen!
2.2 Kleine, schwer maschinell bearbeitbare landwirtschaftliche Flächen pachten
Kleine, für den Landwirt oft schwer erreichbare und verwinkelte Grundstücke ( früher oft "Soachwinkel" genannt) sind ideal für Hecken oder auch Wildäcker und Wildwiesen.
Sie gilt es für landschaftsgestaltende Zwecke zu gewinnen!
Kleine verwinkelte Flächen, die für den Landwirt oft nur eine Belastung sind, sind genau das Ziel! Sie können abgelöst und als Landschaftselemente ausgeformt werden.
Eine Win-Win-Situation!
Oft werden Gärten oder andere Grundstücke mit einheitlichen und oft nicht heimischen Sträuchern eingefasst. Eine Vogelschutzhecke erfüllt dieselbe Funktion und schafft zudem Lebensraum in Hülle und Fülle. Zuerst blüht es viele Wochen lang immer unterschiedlich und wir haben auch jede Menge Früchte, die von uns oder der Natur geerntet werden können.
Monotone Monokultur-Thujenhecke
Vielfältige Blüh- und Vogelschutzhecke
Eine Blühhecke muss zudem nicht so oft geschnitten werden. Man erspart sich sogar Arbeit!
Das selbe Problem haben wir auch beim sauber gemähten Rasen. Er sieht perfekt aus, aber ist ökologisches Ödland! An abgelegenen Stellen im Garten kann und muss man eine Blühwiese stehen lassen! Und sofort bevölkert eine Armee an Wiesenbewohnern diese kleinen Oasen.
Schmetterling und CO. werden es danken!
Englischer Rasen (beherbergt 5 Arten)
Blühflächen im Garten (beherbergen 585 Arten!!)
Die Blühfläche muss nur einmal spät im Jahr ( nach dem Absamen der Pflanzen) gemäht und das Mähgut entfernt werden. Es eignet sich beispielsweise hervorragend zum Kompostieren!
Es ist extrem wichtig, möglichst viele kleine Lebensoasen in der Landschaft zu haben, die möglichst gleichmäßig verteilt, aber doch miteinander vernetzt sind.
Schaffe ich nur ein solches Biotop, konzentriere sich nicht nur alle auf diesen Lebensraum angewiesenen Tiere dort, sondern es zieht auch alle Beutegreifer magisch an...
Isolierte Einzelflächen ziehen auch alle Beutegreifer magisch an, die dann nur allzu leichtes Spiel haben....!
Je mehr Kreuzungspunkte ( wo Randlinien aufeinandertreffen) es gibt, umso vielfältiger, wertvoller und tragfähiger ist das Revier.
Viele kleine Flächen, möglichst verteilt aber dennoch miteinander vernetzt stellen den optimalen Lebensraum ( auch für uns Menschen ) dar!
Ein Astwall am späteren Heckenstandort aufgeschlichtet ist vom ersten Tag an ein Lebensraum für viele Kleintiere und Vögel. Durch Wind und Vogelkot werden Samen eingebracht, die dann keimen und ganz von selbst entwickelt sich hier eine Hecke. Zum Nulltarif!
Benjeshecke.
Hier entsteht ganz von selbst mit der Zeit eine Strauchreihe.
Einjährige Weidentriebe ( aller Arten), die vor dem Austreiben im Frühjahr eingefrischt werden, treiben Wurzeln aus. Diese Triebe können dann gepflanzt werden. Das funktioniert sogar, wenn man sie frischen Triebe direkt in die Erde drückt. Auch hier entstehen keine Kosten!
Nach einigen Jahren kann man die Weiden dann zeitig im Frühjahr umschneiden, wobei eine Fahne ( Verbindung zwischen gefälltem Stamm und Stock ) verbleiben muss. So treibt die gesamte liegende Weide viele hundert Triebe aus und die neue Gratishecke ist geboren.
Noch offene Lücken kann man mit anderen Sträuchern vervollständigen.
Dieses Prinzip funktioniert auch herrlich bei Erle und Pappel!
Gefällte Weide. Wichtig sind die Fahnen!!
( Verbindung zwischen Stamm und Stock )
Die gefällte Weide treibt komplett aus.
Sträucher bekommt man bei Baumschulen und Forstgärten. Bei größeren Einheiten ( ab 25 Stück ) kostet ein verschulter Strauch nur zirka 1,60 Euro.
Aber auch hier kann man vorher aus bestehenden Hecken ( vor Vegetationsbeginn) Sträucher holen, da viele Straucharten (Brombeere, Flieder, Schlehdorn, Hartriegel,...) Wurzelausläufer bilden, die man einfach mit dem Spaten absticht und dann ausgräbt und versetzt. Auch das kostet nur die "Arbeit". Restliche Sträucher werden dann gekauft.
Wurzelausläufer bei Brombeere oder Flieder
Gut, aber kein MUSS:
Kernzone: In der Mitte steht alle 10-15m ein hoher Baum ( Wildobst, Walnuss, Eiche,...).
Mantelzone: Hier stehen die kleinwüchsigen Sträucher. Die Hecke kann auch nur aus Mantelzone bestehen.
Saumzone: Ideal ist es, wenn die Hecke beiderseits von einem Wiesenstreifen begleitet wird ( 1 x im Jahr mähen und Mähgut in Hecke rechen oder entfernen).
Tipp: Unter die Grasschwaden Mais oder Getreide einbringen - ergibt eine Mäuseburg!
* Pflanzabstand: Ca. 2 Meter ( die Natur misst auch nicht so genau !)
* Mindestens drei Reihen, besser fünf pflanzen ( Hecke MUSS blickdicht sein!)
* Idealbreite: Mindestens 8 Meter
Bei einer fünfreihigen Hecke benötigt man also pro 10 Laufmetern Hecke 25 Pflanzen.
Prinzipiell ist eine Hecke umso wertvoller, je vielfältiger sie ist.
Deshalb soll man versuchen möglichst viele verschiedene Sträucher einzubringen und durchzumischen. Wichtig: Bitte nur heimische Arten versetzen!
Dürfen in der Kernzone alle 10 Meter große Bäume stehen, dann möglichst fruchttragende Arten nehmen:
Wildapfel, Wildbirne, Felsenbirne, Eiche, Walnuss,...
Auf jeden Fall gehören in die Mantelzone jeder Hecke:
Schlehdorn
Weiße Blüte, dunkelblaue Beere
Stachelig. Macht extrem dicht. Viele Wurzelausläufer.
Unentbehrlich im Fasanenrevier!
Weide ("Palmkätzchen")
(alle Arten)
schnellwüchsig und die erste Bienenweide des Jahres
Sanddorn
wichtige Vogelnahrung im Herbst
Traubenkirsche
weiße Blüte, dunkelrot-schwarze Kirschchen
Kreuzdorn
blattfärbige Blüte, schwarze Samen
Liguster
weiße Blüte, schwarze Samen
Mispel
Haselnuss
Kornelkirsche ( Dirndlstrauch )
3% der Ackerfläche in landschaftsgestaltenden Elementen hätten einen mittel- und langfristigen Mehrertrag von 10% zur Folge!
Einige Gründe dafür sind:
die Bildung eines günstigen Kleinklimas,
die Unterstützung von Nützlingen, die Ackerschädlinge vertilgen,
Hangsicherung, uvm.
Hier geht bares Geld verloren. Nicht nur die fruchtbare Ackerkrume verschwindet, sondern auch die darin enthaltenen Nährstoffe.
Laut einer anerkannten Studie (KLAGHOFER et al, 1994; ICONA, 1991) verliert in Österreich im Schnitt
*jeder Hektar Ackerland 2.300kg Humus pro Jahr
*stark gefährdete Flächen ( 25%) sogar 5.000 kg und mehr
( 50 t Verlust = ein Bodenabtrag von 5mm pro Jahr -
das entspricht dem Totalverlust der fruchtbaren Ackerkrume innerhalb EINER EINZIGEN GENERATION)
Der jährliche durchschnittliche Schaden allein durch Erosion beträgt in Österreich im Schnitt
85,50 Euro und Hektar.
Für einen Betrieb mit 50 Hektar Ackerland entspricht das einem jährlichen Verlust von
4.275 Euro!
Schaden aus 10 Minuten Starkregen. Eine Tonne Humus kostet 30 Euro
( noch ohne Zustellung und Verteilung).
So werden unsere Boden ganz schnell unfruchtbar.
Eine Hecke quer zum Hang könnte das alles
verhindern und wäre zudem ein phantastischer
Lebensraum für unzählige Arten!
Klassisches Bild:
Auf ebener Fläche ( im Vordergrund) ist der Boden noch durch den Humusgehalt dunkel.
Auf den Hanglagen ( Kreise ) ist der wichtige Humus mit den darin enthaltenen Nährstoffen ausgewaschen. Die Fläche verliert massiv an Wert und Produktivität bis hin zum Totalverlust der fruchtbaren Ackerkrume.
Dieser - meist unbeachtete - Schaden
ist irreversibel!
Durch diese Äcker floss ( dort wo nach jedem Regen das Wasser steht ) seit Jahrtausenden ein kleiner Bach (Lahn ), der ganzjährig Wasser führte, das Gebiet dabei entwässerte und einen unglaublichen Reichtum an Tieren und Pflanzen beherbergte ( vor 40 Jahren fingen die Menschen hier noch regelmäßig Hechte und Karpfen). Heute wächst hier Mais und der Bach fließt unterirdisch in Betonrohren. Dadurch ersaufen hier beinahe jedes Jahr bereits im Frühjahr die angelegten Kulturen.
Ökologisch war die Verrohrung der vielen Lahnen ganz sicher nicht.
Ökonomisch aber tragischerweise sicher auch nicht...!
Jeder Regen nach der Anbausaison im Frühling schwemmt tausende Tonnen Humus und Mutterboden mit den darin enthaltenen Nährstoffen in angrenzende Bäche, was man am Tag danach sehr gut an der Wasserfarbe erkennen kann.
In Geld umgerechnet schwimmen hier sprichwörtlich jedes Frühjahr zehntausende Euro den Bach runter....
Ein irreversibler und maßlos unterschätzter Schaden!
Hecken bilden auch ein tolles Kleinklima, halten den Wind ab und schützen dahinter liegende Kulturen vor Windwurf.
Die einzige wirklich erfolgreiche Neophytenbekämpfung ist Beschattung.
Nur so können Springkraut, Knöterich, der stark ätzende Riesenbärenklau und Co. effektiv verdrängt werden.
Hier wachsen heimische Sträucher. Keine Chance für unerwünschte Neophyten!
Hänge und Hanglagen können durch Hecken effektiv und billig vor Rutschungen bewahrt werden.
Hangrutschung, die durch Heckenbewurzelung verhindert werden kann. Teure Steinschlichtungen können so vermieden werden.
Hecken sind der Lebensraum für viele Nützlinge, die Ackerschädlinge vertilgen. Das reduziert den potentiellen Insektizideinsatz und die damit verbundenen Kosten.
Florfliegen, Marienkäfer, Laufkäfer, Igel,...
vertilgen täglich Unmengen an Blattläusen, Schadinsekten und Schnecken.
Als ein stellvertretendes Beispiel sei der Neuntöter angeführt.
Er spießt seine Beute wie Großinsekten oder auch kleine Mäuse auf Dornen, was ihm auch den Namen Dorndreher eingebracht hat.
In landwirtschaftlich intensiv genutzten Landschaften sind Hecken oft die einzigen nicht regelmäßig durch Pflanzenschutzmittel direkt betroffenen Flächen.
In China gibt es inzwischen ganze Landstriche, in denen es kein einziges Insekt mehr gibt. Auf dem Bild sieht man chinesische Arbeiter, die jede einzelne Blüte von Hand bestäuben!!!
Wir sind diesem Szenario in Europa schon viel näher, als wir wahr haben wollen. Vom Bienensterben wird jetzt schon ganz lange gesprochen. Tragischerweise gewöhnt man sich nur so schnell daran.....!
"Jeder will zwar zurück zur Natur. Nur keiner zu Fuß!"
Jetzt ist die letzte Chance, etwas zu tun.
Es schlägt nämlich gerade zwölf Uhr...!
Für den Inhalt verantwortlich:
VDir. Ing. Franz Schantl, BEd